Freitag, 30. September 2016

(08) Adam ist auch da

Das Gerät der Startnummer 705, aka Zeludi-Rominger, mit Details.

      Durchgeatmet, ausgeschimpft, gehen wir das ganze Einfahren langsam an. Es ist ja kein Rennen, und es ist erst übermorgen. Als ich dann nochmal absteige und stosse, um das Kohlekraftwerk im Tal zu fotografieren, Obacht Symbolik, und man nimmt ja als Velofahrer am Berg jeden Vorwand zum Halten gern an, da habe ich eine Halluzination: Sehe mich da selber in der nächsten Kurve oben? Öh? Nein, das kann nicht sein. Es ist Adam (51) aus Polen, der da den Berg hinab kam, von der anderen Seite. Wir bewundern unsere Räder. Und er fragt nach dem flachsten Weg zurück nach Gaiole. Ich rufe Klaus an, der jeden Weg kennt, und er keucht noch immer, weiter oben! Mist. Die andere Seite den Berg hinab ist es noch schlimmer, merke ich später. Worauf habe ich mich da bloss eingelassen.

(06) Material fassen


«Lui Gavel!»
      Die Velos wurden bei einem örtlichen Mechaniker zur Miete bestellt, und bei Daniele im anderen Tal ennet dem ollen Pass geschieht das erste Wunder. Ich muss kurz zum Bankomaten, komme als Letzter in die Werkstatt. Und meine Kameraden haben mir das schönste Velo übrig gelassen: Ein gülden schimmender «Benotto» wartet auf mich, es ist Liebe auf den ersten Blick. Wir decken uns alle noch mit einem lokalen Gavel-Legenden-Leibchen ein, 50 Euro das Stück, man lebt nur einmal. Ausgerüstet.

(10) Tête-à-tête mit den «Strade bianche»


Diese weisse Strasse tendiert eher ins Bräunliche, im Gegensatz zum Gewölk.
Heissa, irgenwie kamen wir doch noch nach Radda rüber, und der Rest des Einfahrens ist die orignale Rundstrecke vom Sonntag, zurück nach Gaiole runter. Endlich ein Stück Strada Bianca. Mei, wie das rüttelt, Hilfe, Horror! Ich stimme mein Nella Martinelli-Lied an, «bella musica», übersehe einen Schacht, pum, und da ist er, nach gefühlten 100 Metern auf Schotter, der Platten. Da bei mir eh auch die Luft draussen ist, genug eingefahren, bin ich sehr froh, dass ein Auto kommt. Ein Künstler sitzt drin, ein Ami, der hier lebt. Er fährt natürlich auch mit, am Sonntag, und nimmt mich mit nach Gaiole zum nächsten Mech.

(09) Bartali e Coppi

In irgendeiner Velowerkstatt Italiens, an der Piazza Libertà gelegen. 
Da hängen sie ja, die beiden Legenden. Fausto und irgend ein Bartali, der ihm gönnerhaft die Trinkflasche abnimmt, der Diva. Das Bild spricht doch eigentlich für sich, oder? Wir lassen den Kommentar für einmal sein, weil er sich eh erübrigt.

(07) Einfahren


Hier hielt der Fotograf kurz inne, um zurück ins Tal zu blicken.

Nun, wir wollen zum Aufwärmen von der Piazza Libertà in San Giovanni zurück nach Gaiole radeln, eine letzte Zigi noch und dann los, hauruck, noch im Stadtverkehr reisst mir das Gangkabel, ach, zum Glück nur der grosse Kranz. Und dann sagt Klaus, jetzt gehe es dann «echli ufe» Richtung Radda. Und schon am Fuss des Bergs überstellt es mich. Hilfe, Mist und Donner, ich fluche ja nicht gern. Aber jetzt schicke meine Kumpels voraus, weg. Panik bricht aus, der Teer muss aus der Lunge. Und im Tal unten raucht ein Kraftwerk ganz ruhig vor sich hin. 

Donnerstag, 29. September 2016

(05) Hierarchisches Geplänkel

Schon am ersten Ristoro gibt es hier und da ein kleines technisches Problem.
Der Formstand beim Einrücken ist eine andere Frage. Die anderen drei sind ja alle bereits gekrönte Helden, ich bin der einzige Neuling. Andi ist mit einer Extremsportlerin verheiratet, Mäse machte das Alpenbrevet, er tat es für seinen Sohn (12): «Mängisch muesch echli biisse, Till.» Dieses Mantra brachte ihn über den Sustenpass. Und so ist die Hackordnung klar, ich reihe mich zuhinterst ein, als verrückte Diva aka Murdock, das kennen wir alles vom Militär.

(04) Die Fluchtgruppe formiert sich


Velofahren ist Teamsport und meine drei Fluchtgefährten im Bild.
Ich versuchte meiner Liebsten, den Abstecher als Sabbatique nach 10 Jahren Hausdienst schmackhaft zu machen. «Du hast schon lange keinen Kredit mehr», meinte sie zärtlich zum Abschied. So eine Heldenfahrt ist eine Fuga, fantastisch. Jeder der Teamkameraden hat genug Gründe für eine Flucht. Das Geschäft, die Familie, irgendwas - der Alltag kann gut auch mal 5 Tage ohne uns auskommen.

(12) Registratio

An der Eroica zählt auch das Äussere, und man kann immer wieder staunen.
Sie nehmen Heldentum ernst, die Italiener. Künsternamen wie Miguel Zülle-Rominger, Oskar Dufaux-Richard oder Lance Longstroem werden nicht akzeptiert. Nur gegen das Vorweisen von offiziellen Dokumenten wird die Startnummer ausgehändigt, eine fürs Velo und eine fürs Trikot. Danach gibts noch ein hübsches Phaltis-Säckli mit Wein, Kaffee und Nudeln aus der Region.

Montag, 19. September 2016

(03) Genug ist genug

Das Bild und dessen Legende passt für einmal nicht zum Training.
Der Grosse Heldentag im Herbst rückt näher, und es gab während des langen Sommers noch ein paar Gelegenheiten für Touren. Velofahren ist immer noch der beste Sport: Man kommt rum, tut etwas und kriegt viel mit. Einmal nach Luzern, dann zurück nach Zürich, einmal nach Bern, einmal mit dem Nachbar um den Pfäffikersee. Wenn man nur die Zeit hätte, jeden Tag irgendwohin zu fahren. Und dann noch zu einem beruflichen Termin ins Oberland nach Bauma. Es regnet, ich verfahre mich, komme eine halbe Stunde zu spät, voll durchnässt. Den Job bin ich los. Jetzt reicht’s aber. Ich erkläre das Training für beendet.